Rotkleegras - Kopfbild

Sortenwahl bei Rotklee: Di- oder tetraploid?

Rotklee (Trifolium pratense) ist von Natur aus diploid (2n), das heißt, er besitzt zwei Chromosomensätze. Im Zuge der Pflanzenzüchtung wurden Sorten entwickelt, die durch Colchizinierung einen vierfachen Chromosomensatz besitzen, also tetraploid (4n) sind. Derzeit werden sowohl di- als auch tetraploide Sorten gezüchtet und beide Formen finden sich in den Anbauempfehlungen.

Was unterscheidet die beiden Formen?

Parzellen mit diploidem (links) und tetraploidem (rechts) RotkleeZoombild vorhanden

Parzellen mit diploidem (links) und tetraploidem (rechts) Rotklee. Tetraploider Rotklee besitzt größere Blätter. Quelle: Andrea Wosnitza, LfL

In der langjährigen Auswertung der Landessortenversuche wird für das Mittel der tetraploiden Sorten im Vergleich zum Mittel der diploiden Sorten ein deutlich höherer Ertrag ausgewiesen. Sorten beider Ploidiestufen können von dieser Beobachtung abweichen. Die in der Regel höheren Trockenmasseerträge der tetraploiden sind mit etwas geringeren Trockensubstanzgehalten verbunden, woraus die noch höheren mittleren Frischmasseunterschiede über die geprüften Sorten der beiden Ploidiestufen resultieren.

Der Mythos: Tertraploide Sorten verdunsten mehr Wasser…

Durch Colchizinierung entstandene tetraploide Pflanzensorten besitzen im Vergleich zu ihren diploiden Ursprungspflanzen pro Blattfläche eine geringere Zahl an Stomata (Spaltöffnungen) und verdunsten daher grundsätzlich geringere Mengen an Wasser pro Blattfläche als diploide. Dieser Unterschied kann durch Sortenunterschiede beim Blattanteil an der Gesamtmasse sowohl verstärkt als auch verringert werden.

Allerdings benötigen tetraploide Sorten bei Erreichen höherer Trockenmasse-Erträge stets auch entsprechend mehr Wasser als weniger ertragreiche diploide Sorten, weil pro kg Trockenmasse ein Äquivalent Wasser nötig ist.
Die „gefühlten“ Unterschiede ergeben sich also zum überwiegenden Teil aus der Realisierung des höheren Trockenmasseertrages der Tetraploiden und nicht aus ploidiebedingten intrinsischen höheren Wasserverbräuchen der tetraploiden Sorten.

In den Landessortenversuchen Süddeutschlands zum Beispiel erreichten die besten diploiden Sorten bisher im Ackerfutterbau im Trockenmasse-Ertrag ungefähr den Durchschnitt der tetraploiden. Auch in den trockeneren Gebieten Bayerns ist der tetraploide Rotklee im Schnitt dem Diploiden überlegen und erst dann gleichrangig, wenn die Biomassebildung durch das Wasser für beide limitiert ist.

…und haben einen geringeren Samenertrag

Eine Auswertung der bereinigten Vermehrungserträge der Jahre während der Umstellung von diploiden Sorten zu mehrheitlich tetraploiden Sorten in Bayern zeigte, dass (zumindest die dort eingesetzten) tetraploiden Sorten nicht per se einen geringeren mittleren mehrjährigen Samenertrag besitzen. Sie zeigen jedoch im Vergleich zu diploiden Sorten ein höheres Ausfallrisiko. Der oft höhere Kilopreis für Tetraploide hat seine Berechtigung also zumindest für das in Bayern betrachtete Sortenpanel eher in einem Risikoausgleich.

Diploider Rotklee hat Vorteile für Wiesenmischungen

In Mischungen für Wiesen werden bewusst diploide Sorten mit geringen Erträgen ausgewählt, damit bei Ausfall des Rotklees keine zu großen Lücken im Grünlandaufwuchs entstehen.

Text: Dr. Stephan Hartmann, LfL

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